Ersatzneubau auf den Grundmauern eines Arbeiterhauses am Rhein mit Minergie P Zertifizierung.
Nutzung: Wohnhaus
Auftrag: direkt // Studie, Vorprojekt, Bewilligung, Ausführung
Kubatur SIA 416: 999 m3
Nutzfläche: 235 m2
Zeitraum: 2022 – 2024

In der thurgauischen Gemeinde Diessenhofen realisieren wir gemeinsam mit einer jungen Familie den Ersatzneubau eines Einfamilienhauses auf einer kleinen Parzelle am Nordhang. Die Lage bietet einen unverbaubaren Blick auf den Rhein und die Rebberge. Mit dem klugen Entwurf wird die Kleinstparzelle hoch ausgenützt und erfüllt somit kontemporäre Anforderungen ans Wohnen für die nächste Generation.


Die Außenbereiche sind durch den bewussten Einsatz von Naturwiesen Hof artig auf der straßenabgewandten Seite in den Hang integriert. Die schützenden Baumbestände der benachbarten Parzelle bieten in den heißen Sommermonaten den nötigen Schatten und schaffen so ein angenehmes Mikroklima für den Aufenthalt im Freien.

Die Gegebenheiten der Parzelle – eine begrenzte Fläche und eine unkonventionelle Besonnung am Nordhang – führen zu einer architektonischen Lösung, die die erforderlichen Nutzungen auf drei Geschosse stapelt. Diese vertikale Gliederung berücksichtigt die räumlichen und funktionalen Anforderungen, sowie die natürlichen Gegebenheiten und Qualitäten des Ortes. Der Entwurf folgt einer klaren Hierarchie: Im oberen Bereich werden die offenen, lichtdurchfluteten und extrovertierten Räume angeordnet, die den Ausblick und die Sonneneinstrahlung bestmöglich nutzen. Nach unten hin entwickeln sich die Räume zunehmend introvertierter, was eine zurückhaltende, ruhige Atmosphäre für den privaten Bereich schafft.

Im obersten Geschoss befinden sich der Wohn-, Ess- und Kochbereich, die über eine nach Südwesten ausgerichtete Terrasse Zugang zum Außenraum bieten. Der private Bereich im mittleren Geschoss ist in zwei Flügel gegliedert: Kinderzimmer und Elternbereich, jeweils mit eigener Nasszelle. Im Erdgeschoss befinden sich Büro, Entrée und Garage, während Nebenräume im hinteren Bereich unter Terrain liegen.

Die vertikale Erschließung des Hauses erfolgt über eine durchgehende Fuge, die das Gebäude über alle drei Geschosse hinweg durchzieht. Diese Fuge fungiert nicht nur als Erschließungszone, sondern auch als multifunktionale Fläche, die als Spiel- und Bewegungsbereich dient. Das Gebäude entsteht auf den Grundmauern des ehemaligen Arbeiterhauses und wird als Minergie P eco zertifiziertes Einfamilienhaus in Massivbauweise realisiert. Das statische Konzept setzt auf eine Minimierung des Betoneinsatzes, sodass nur erdberührte Wände in Beton ausgeführt werden. Für die restliche Konstruktion wird auf konventionelle Ziegelsteine zurückgegriffen, die mineralisch gedämmt und sowohl im Innen- als auch im Außenbereich mit einem Kalkputz versehen werden.



Die Fassadengestaltung folgt einer klaren Struktur, die den kompakten Entwurf widerspiegelt und gleichzeitig eine hohe Flexibilität bei der Belichtung und Belüftung der Innenräume ermöglicht. Die präzise positionierten Fassadenöffnungen gewähren weite Ausblicke, und tragen zur natürlichen Belichtung bei, während sie gleichzeitig eine Überhitzung des Gebäudes in den Sommermonaten verhindern. Das Konzept des kompakten, vertikal organisierten Baukörpers wird in der Fassadengestaltung konsequent weitergeführt.

Eine Photovoltaikanlage in Kombination mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe und einer kontrollierten Wohnraumlüftung sorgt für eine nachhaltige Energieversorgung und reduziert den externen Energiebedarf auf ein Minimum. Damit erfüllt das Gebäude höchste Anforderungen an Energieeffizienz und Komfort und trägt gleichzeitig zu einer verantwortungsbewussten Ressourcennutzung bei.






Fotografie: Vladimir Vlajnic